Die älteste Kirchengemeinde im Osnabrücker Nordland. Schon vor der ersten Jahrtausendwende Taufort für die Menschen der Region.
Die älteste Kirchengemeinde im Osnabrücker Nordland. Schon vor der ersten Jahrtausendwende Taufort für die Menschen der Region.

Evangelisch-Lutherische Kirche Bippen

Konfessionskämpfe in der eigenen Familie
 
Bippener St.-Georg-Gemeinde als Schauplatz 
des Ringens um die religiöse
Vorherrschaft
 
Bippen. „Wir sind evangelisch“ ist die Botschaft der Bippener St.-Georg-Kirche.
In dieser Eindeutigkeit konnte die Gemeinde das nicht immer für sich in Anspruch
nehmen. Denn in den unruhigen Zeiten nach der Reformation und während des
Dreißigjährigen Krieges war die Gemeinde mal katholisch, mal evangelisch. Der
Heimatroman „Der Mameluck“ des Nortruper Pastors Heinrich Riechers aus dem Jahre
1930 erzählt aus dieser Zeit, in der die Konfessionskämpfe sogar zwischen den
Generationen einer Pastorenfamilie ausgetragen wurden.
 
Im Jahre 1625 wurde der evangelische Pfarrer Joachim Meyer von seinem eigenen
Bruder Joachimus aus der Kirche gejagt. Dem Großvater der Brüder, der ehemalige
Bippener Pastor, wurde darüber hinaus „das Grab in gesegneter Erde verweigert“,
wie es in dem Buch von Heinrich Riechers heißt, der bis ins Jahr 1950 Pastor in
Nortrup war. Wie kam es dazu in einer Kirchengemeinde wie St. Georg, die als
einer der ältesten Kirchengemeinden im Osnabrücker Nordkreis gilt und schon vor
der ersten Jahrtausendwende Taufort für die Menschen in der Region war?
Den Stein ins Rollen gebracht hatte Martin Luther durch den Anschlag seiner 97
Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg im Jahre 1517: Dadurch war der
ausschließliche Glaube der Menschen an die eine katholische Kirche in den
folgenden Jahrzehnten zu einem Ende gelangt. Rund 25 Jahre später erging der
Regensburger Reichstagsbeschluss, der den Landesherren das Recht, über den
Glauben ihrer Landesuntertanen zu bestimmen, zuerkannte. In der Folge befahl der
Osnabrücker Landesfürst und Bischof Franz von Waldeck im Bistum Osnabrück 1534
die Einführung der evangelischen Kirchenordnung, an deren Schaffung der in
Quakenbrück geborene Reformator Hermann Bonnus maßgeblich beteiligt war. Auch
die Bippener St.-Georg-Kirchengemeinde wurde daraufhin rund 60 Jahre nach
evangelischer Konfession geführt: Zunächst von Pastor Johannes Meyer und später
von seinem früh verstorbenen Sohn. Dann jedoch setzte in vielen Orten die
sogenannte Gegenreformation ein, also die Bemühungen der katholischen Kirche,
den Protestantismus wieder zurückzudrängen.
So war es auch in Bippen, wie es viele Jahrhunderte später in dem Roman von
Hermann Riechers am Beispiel der Pastorenfamilie Meyer beschrieben wird. Sein
Titel „Der Mameluck“ nimmt Bezug auf die Königssklaven, die im neunten
Jahrhundert im arabischen Raum ausschließlich für den Militärdienst verwendet
wurden und sich vielfach freiwillig selbst verkauften. Ein solcher Mameluck soll
– im übertragenden Sinn – auch der Enkel des ehemaligen Pastors Joachimus Meyer
gewesen sein: „Ein von den Katholiken angekaufter Religionssoldat, der die
Gemeinde wieder zum Katholizismus zurückführen wollte“, erklärt Werner
Hollermann die Bedeutung des Titels des Heimatromans. Der 69-Jährige ist seit
1986 Vorsitzender des Bippener Heimatvereins und stand auch dem Archäologischen
Arbeitskreis der Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück vor.
Zumindest für einige Jahre hat Joachimus Meyer dem Katholizismus in Bippen mit
seiner kaltblütigen Tat vor den Augen der Gemeinde wieder zur Vorherrschaft
verholfen: „Der Großvater und sein Enkel wurden im Jahre 1625 vom Bischof von
Osnabrück abgesetzt und Joachimus als Pfarrer eingesetzt“, so Hollermann weiter.
Doch nur fünf Jahre später war es mit dessen Amtszeit schon wieder vorbei. „Man
hat ihn wohl davongejagt“, vermutet Hollermann. Nicht anders erging es bis 1647
drei weiteren katholischen Geistlichen in der Gemeinde. Mit dem Ende des
Dreißigjährigen Krieges fand auch die wechselhafte Zeit dann einen Abschluss:
Der schwedische General Königsmark besetzte alle Kirchen in dem von ihm
eroberten Amtsbezirk Fürstenau mit evangelischen Priestern. Die Bippener
Katholiken gingen anschließend zum Gottesdienst in die Kirchen der umliegenden
Gemeinden Berge und Fürstenau.
Was mit dem Bruder des „Mamelucken“ geschah und ob der gemeinsame Großvater doch
noch auf dem Friedhof von St. Georg begraben wurde, ist nicht überliefert. 

Copyright 09.10.2013 Neuen Osnabrücker Zeitung

 

Evangelische Kirche
Evangelische Kirche

 

 

Evangelische Kirche 

Die Geschichte Bippens ist eng verbunden mit ihrer St. Georgs-Kirche. Mit dieser evangelisch-lutherischen Kirche verfügt Bippen über die älteste Kirche des Osnabrücker Nordlandes. Bereits 855 stand die Kirche unter dem Patronat des Klosters Corvey. Bereits vor der ersten Jahrtausendwende befand sich hier ein Taufort für die Bewohner eines Gebietes, das relativ genau der heutigen Samtgemeinde Fürstenau entspricht. Der Bezug zum Wasser mag sich auch im Ortsnamen wiederfinden. Eine Theorie leitet den Ortsnamen jedenfalls ab von „bipehem“ = „an bewegten Quellen gelegen“.

Der romanische Vorgängerbau ist noch heute von außen gut zu erkennen (zugemauerte Rundbogenfenster, Schwagstorfer Pforte). Der Kirchturm wurde 1245 errichtet.

Die Kirche wurde um 1490 nach Osten hin erweitert und erhielt ihre gotische Gestalt in drei Langhausjochen und polygonalem 5/8-Chor. Der Anbau einer Sakristei erfolgte um 1700.

Die Innenausstattung entstammt dem Rokoko und ist unverändert erhalten (1695/1696). Altar mit Orgelaufsatz von Gerhard Georg Wessel aus Osnabrück (Kreuzigungsbild, Apostelfiguren Petrus und Paulus, Tetragramm, König David).

Ältestes Stück der Innenausstattung ist der Taufstein, eine Bentheimer Fünte (um 1200). Rechts neben dem Seiteneingang befinden sich Wetzrillen.


Sommer 2010

 

Blider aus der Gemeind Bippen