Zeitreise durch die Landwirtschaft

Herbert Schuckmann berichtet über Halberben und Plaggenesche

Heimatforscher Herbert Schuckmann. Foto: Jürgen Schwietert

Bippen Für die Mitarbeiter der geplanten Bippener Ortschronik und Gäste hat der Arbeitskreis im Heimatverein Bippen einen Informationsabend veranstaltet. Heimatforscher Herbert Schuckmann aus Badbergen stellte die Entwicklung der bäuerlichen Strukturen in den vergangenen tausend Jahren vor.

Zum Vortrag über Vollerben, Halberben sowie Erb- und Markkötter, über Bauernbefreiung und Markenteilung hieß Wilfried Holthaus im Heimathaus Bippen willkommen. Referent Herbert Schuckmann ging auf die Höfeklassen im Osnabrückischen ein. In der Region gibt es Höfe mit jahrhundertealter Geschichte. Auf den Weg brachte Carl Stüve, Mitglied der hannöverischen Ständeversammlung, um 1830 die gesetzmäßige Befreiung der Bauern. Die Besitzer der Höfe konnten auch die Eigentümer werden. Zuvor waren die Bauern die Besitzer, der Grundherr aber der Eigentümer. Zur Ablösung war der 25-fache jährliche Abgabebetrag erforderlich. Mit dem Eigentumserwerb fiel aber auch der bisher vom Eigentümer gewährte Schutz weg.

Die Höfe hier in der Region sind der anderweitig oft vorgenommenen Zersplitterung durch Erbfolge entgangen, da hier ein anderes Erbrecht galt. Das Erbe ging jeweils nur an eine Person. Diese erbte den Hof und die damit verbundenen Rechte. Der Name des Hofes blieb erhalten. Bei Einheirat nahm der Mann den Namen an.

Am Beispiel Hollenstede stellte Herbert Schuckmann die Vollerben, Halberben, Erb- und Markkötter vor. In diesem Zusammenhang erklärte er auch den Begriff Kirchspiel, den Bereich, in dem der Klang des Spiels der Glocken gehört werden konnte. Zunächst entstanden die Vollerbenhöfe, auch als erste Höfeklasse bezeichnet. Höfe zweiter Klasse waren die Halberbenhöfe, dritter Klasse die Erbkötter und vierter Klasse die Markkötter. Die Höfe waren entsprechend ihrer Rechte an den Marken beteiligt.

Die Verfahrensweise machte Schuckmann an einem Rechenbeispiel klar. So durfte ein Vollerbe zwölf Kühe, ein Halberbe sechs, ein Erbkötter vier und ein Markkötter drei Kühe in die Mark zur Mast treiben. Ebenso waren die Rechte aufgeteilt. Ab dem 13. Jahrhundert entstanden Erbkötter. Sie bekamen als Erbe einen Teil des ursprünglichen Hofes. Markkotten sind Gründungen, die als bäuerliche Betriebe nicht selbstständig bestehen konnten. Sie hatten in der Regel kein Recht eine Fläche auf auf dem Esch – dem fruchtbaren Boden – zu bewirtschaften. Sie wurden in der Regel nicht im Dorf, sondern in der Mark, oft an der Schnat (Grenze) angesiedelt.

Esche gibt es nur in Norddeutschland, denn nur hier konnten inselartige, zu bewirtschaftende Flächen angelegt werden. Sie wurden durch Plaggen gedüngt und wuchsen so im Laufe der Jahre um bis zu 1,50 Meter. Zunächst gab es keine Dreifelderwirtschaft; es dominierte Roggenbau, der sich nur mit Plaggen- oder Sodendüngung realisieren ließ. Erst Ende des 19. Jahrhunderts endete dieses Wirtschaftssystem.

Oft waren die Flächen bis auf den weißen Sand abgetragen. Große Sandverwehungen entstanden, so nach Aussagen der Anwesenden auch am Ohrter Fang. Im Rahmen der Markenteilung ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Marken aufgeteilt; die alten Rechte galten nicht mehr. Neubauern siedelten sich ab 1825 an. Brachflächen wurden gepottet, das heißt:Bäume angepflanzt. jesc                                     Bersenbrücker Kreisblatt Jürgen Schwietert

Geschichten aus Bippen

Helfer für Ortschronik gesucht

Engagiert bei der Arbeit sind die Ahnenforscher in der entsprechenden Arbeitsgruppe im Heimatverein Bippen. Weitere Mitstreiter sind willkommen. Foto: Jürgen Schwietert

Bippen Für die Gemeinde Bippen wird derzeit ein Ortsfamilienbuch erarbeitet. Ein Arbeitskreis um Helga Ackmann und Wilfried Holthaus im Heimatverein Bippen trägt derzeit das Material zusammen. Und auch mehrere Ortsteile der Gemeinde bringen sich ein. Nach wie vor sind weitere Mitarbeiter aus der Region willkommen.

Zum Abschluss des laufenden Jahres zog der Arbeitskreis eine positive Bilanz. Die Zusammenarbeit mit den lokalen Gruppen vor Ort funktioniere gut, so der Arbeitskreis. Diese recherchierten die Geschichte vor Ort und trügen zum Gelingen des Projektes bei. Wer ebenfalls noch mitmachen wolle, könne sich melden, und zwar bei Helga Ackmann (Telefon 0541 3574651) und Wilfried Holthaus (Telefon 05909 474).

Vieles ist bereits erledigt: So hat der Arbeitskreis das Archiv in Osnabrück besucht und eine Reihe von neuen Information gefunden. Weiterhin hat der Arbeitskreis im Bippener Ortsteil Vechtel sechs Familien angesprochen, die ihre Geschichte mit einbringen wollen. Aus Lonnerbecke wurden Informationen zur Schulgeschichte ebenso zusammengetragen wie zu Familiengeschichten. Aus Klein Bokern sollen überdies Informationen zu den noch wenigen vorhandenen Höfen und zum Heuerlingswesen zusammengetragen werden.

Auch das Konzept zum Buch steht, wie der Arbeitskreis mitteilt. Grundsätzliche Themen, so der Alltag der Frauen auf den Höfen, Erbrecht, Holzhandel und Jagdrecht, um nur einige zu nennen, sollen publiziert werden. Nach wie vor ist geplant, das Buch als virtuelle Fahrradtour durch die Ortsteile zu gestalten und bei Familien, bei Höfen oder an anderen Plätzen anzuhalten. Dann könne die dort angetroffene Situation erkundet werden. Hofgeschichten sollen ebenso einfließen wie interessante historische Gegebenheiten. Die beteiligten Familien würden immer mit eingebunden.

Aus den inzwischen erfassten Kirchenbüchern und der daraus resultierenden Familienhistorie ließen sich durchaus interessante Entwicklungen aus den Jahrhunderten ableiten. Nach wie vor liege aber noch ein weiter Weg vor dem Arbeitskreis, hieß es. jesc

Mitstreiter für Ortsfamilienbuch gesucht

Hilfe aller Ortsteile nötig / Buch als virtuelle Fahrradtour

Engagiert bei der Arbeit sind die Ahnenforscher im Heimatverein Bippen. Foto: Jürgen Schwietert

Fürstenau Das Ortsfamilienbuch für die Gemeinde Bippen ist auf gutem Wege. Kürzlich tagte der Arbeitskreis um Helga Ackmann und Wilfried Holthaus, um die weiteren Arbeiten zu koordinieren.

Die Kirchenbücher sind inzwischen ausgewertet und lieferten wertvolle Erkenntnisse. Die Gemeindeteile sind zum Teil mit dabei. Es werden aber noch weitere Mitstreiter aus den Gemeinden, die noch nicht mitwirken, gesucht.

Seit Beginn dieses Jahres arbeitet der Arbeitskreis Ortsfamilienbuch im Heimatverein daran, das Buch Realität werden zu lassen. In einzelnen Ortsteilen haben sich bereits lokale Arbeitsgruppen gebildet. Sie recherchieren die Geschichte vor Ort. „Aber genau hier liegt auch ein Problem. Wir wollen und müssen hier noch weitere Bürger finden und auch die fehlenden Ortsteile aktivieren“, bitten die Akteure um Mithilfe, „wenn der notwendige Datenabgleich mit den Familien und das Recherchieren der Hof- und Familienchroniken auf viele Schultern verteilt werden kann, wird es noch besser vorangehen.“ Ansprechpartner für zusätzliche Mitstreiter sind Helga Ackmann, Telefon 0541 3574651, und Wilfried Holthaus, Telefon 05909 474. Sie freuen sich über die vielen Unterstützer und dankten für die engagierte Arbeit, bedauern aber, das einzelne Ortsteile noch nicht vertreten sind. „Uns fehlen noch Leute, die bestimmte Themen, darunter Abstimmungen zum Beispiel der Ahnentabellen mit den betroffenen Familien übernehmen.“

Deutlich wurde auf der Tagung, dass bereits vieles erledigt werden konnte. So steht nach vielen Diskussionen das Konzept des Buches. Grundsätzliche Themen wie der Alltag der Frauen auf den Höfen, Erbrecht, Holzhandel und Jagdrecht, um nur Einiges zu nennen, können im ersten Kapitel publiziert werden.

Es ist angedacht, das Buch als virtuelle Fahrradtour durch die Ortsteile zu gestalten. Bei Familien, bei Höfen oder an anderen nennenswerten Plätzen anzuhalten. Dann könne die dort angetroffene Situation eruiert werden. Hier können Hofgeschichten ebenso einfließen wie interessante historische Gegebenheiten. Die beteiligten Familien werden immer mit eingebunden. „Wir planen, diese virtuelle Tour später real abfahren zu können. Wir verfolgen damit auch das Ziel, das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gemeinde weiter zu stärken“, betonte Holthaus.

Die Daten aus den Kirchenbüchern der Kirchengemeinde Bippen bis zum Jahr 1910 wurden erfasst und stehen zur Auswertung zur Verfügung. Darauf aufbauende Ahnentabellen können zur inhaltlichen Prüfung ausgedruckt und an die lokalen Arbeitsgruppen ausgehändigt werden. Aus der Familienhistorie lassen sich durchaus interessante Entwicklungen aus den Jahrhunderten ableiten und damit neue Erkenntnisse gewinnen. Mit dieser Arbeit ist ein großer Schritt voran gemacht, auf dem aufgebaut werden kann. „Vor uns liegt aber noch ein Weg, der erfolgreich nur bei Unterstützung aller Ortsteile beendet werden kann“, betonten die Macher.

Quelle: Bersenbrücker Kreisblatt 18.06.2019

Weiter Informationen siehe Unterpunkte: Projekt und Veröffentlichungen

 

Ansprechpartner:

 

Holthaus Wilfried                                                                     05909-474

Feldkamp 26
49626 Bippen, Vechtel

Ackmann Helga                                                                       0541-3574651

 

Nächstes Treffen

Donnerstag, den 20.Juni 2019

19:30 Uhr

Heimathaus Bippen